Eine Frage, die nach meiner Erfahrung Führungskräften Mühe macht zu beantworten – und die ich deshalb natürlich gern stelle, – ist diese:
„Wie prägt Ihre Identität Ihre Arbeit? – Und, umgekehrt, wie prägt Ihre Arbeit Ihre Identität?“
Unsere Identität ist unsere ganz individuelle Persönlichkeit, die Art, wie wir uns selbst in der Welt sehen und wahrnehmen, als eine Einheit mit bestimmten Eigenschaften, Stärken, Fähigkeiten, Wünschen, unserem Willen….
Wie waren Sie, liebe Führungskraft, zum Beispiel vor 10 oder 15 Jahren? Welche Veränderungen nehmen Sie an sich wahr, welche spiegeln Ihnen nahestehende Personen? Sind Sie härter geworden, zielstrebiger, vorsichtiger? Vielleicht auch müder, oder aber gelassener? Was hat „der Job aus Ihnen gemacht“? Auch: Wie möchten Sie gern von anderen gesehen werden? Was macht Sie stolz und Sie hoffen, dass es wahrgenommen wird? Hingegen, was sollte nicht so in den Vordergrund gezogen werden?
Und wie wirkt sich Ihre Identität und deren Entwicklung auf Ihre Arbeit, Ihre Aufgabe aus? Wovon können Sie heute mehr einbringen als Sie es früher konnten oder gekonnt hätten (vermutlich hatten Sie damals eine andere Aufgabe als heute)? Was würden Sie vielleicht heute gern noch mehr haben, was über die Jahre etwas verloren gegangen ist? Welche Stärken haben Sie entwickelt, die Ihnen heute helfen? Was war früher einmal hilfreich, steht Ihnen aber heute eher im Wege? Welcher eine Entwicklungsschritt würde Sie heute am meisten voranbringen?
Darin sind wir alle gleich: Meine Identität, die Art wie ich mich selbst sehe, wird stark beeinflusst von den Umständen und den Erfahrungen, durch die ich gehe. Dabei prägt mein Selbst-Bild wiederum, wie ich die Welt wahrnehme, wie ich aus ihr für mich „Sinn“ mache, sie verstehe.
Und wir versuchen nahezu alles, um unser Bild von uns selbst zu schützen und zu bestätigen. Wir interpretieren Ereignisse im Sinne unserer Identität. Dass wir uns selbst für gute Menschen mit den richtigen Absichten halten, ist psychologisch wichtig für uns. Wir suchen geradezu Situationen, die auf unser Selbst-Bild einzahlen und wir vermeiden Erlebnisse, die es infrage stellen könnten. Das schränkt uns nicht selten in unseren Möglichkeiten ein und lässt uns nicht immer klug auf bestimmte „Trigger“ reagieren.
Wer hier Bewusstheit entwickelt und darüber reflektieren kann, warum er bestimmte Dinge so sehen oder so haben möchte, was ihn anzieht oder abstößt und was dies mit seinem Bild von sich selbst zu tun hat, hat einen großen Entwicklungsschritt gemacht, den er als Menschenführer weise nutzen kann. Er versteht, wie rege die Beziehung und Wechselwirkung zwischen Umfeld und Identität ist.
Spieglein, Spieglein, an der Wand… – sag‘ mir wer ich bin und was es für meine Aufgabe bedeutet.