Glaubwürdig als Führungsmensch

November 30, 2023 SGuenther No comments exist

Führungspersönlichkeit wollen in aller Regel als glaubwürdig und vertrauenswürdig wahrgenommen werden, und dies bezieht sich idealerweise umfassend auf Worte, Taten und Absichten. Was aber macht uns tatsächlich bei unseren Mitarbeitern, Kollegen und Geschäftspartnern glaub- und vertrauenswürdig? 

Wir selbst trauen vielleicht nur einer Handvoll Menschen, erwarten aber, dass jeder uns vertraut. Diese Mathematik geht nicht auf, Vertrauen braucht eine Basis. 

Ein „Vorschuss“ im Sinne einer Haltung des „Ich halte dich für glaub- und vertrauenswürdig bis zum Beweis des Gegenteils“ kann ein erster sinnvoller Schritt sein, den wir auf andere zu tun. 

Wenn wir glaubwürdig in Bezug auf unsere Worte, Taten und Absichten sein wollen, können wir genau hier anknüpfen – also sicherstellen, dass unsere Aussagen richtig, unsere Taten zuverlässig und unsere Absichten fair, anständig und nicht überwiegend selbstbezogen sind. „Kaputt geht schneller“ ist eine plakative Aussage, die uns in diesem Zusammenhang mahnen sollte. Wenn wir unwahre oder unrichtige Angaben machen, Zusagen nicht einhalten und überwiegend auf den eigenen Nutzen bedacht erscheinen, entsteht ein zwischenmenschlicher Vertrauensschaden, der kaum reparierbar ist. Ebenso ist es mit dem Bruch von Vertraulichkeit, wenn sich ein vermeintlich verschwiegener Gesprächspartner oder geschützter Raum als „durchlässig“ erweist. 

Klarheit – also klare Sprache, Aussagen und Vereinbarungen –, wenn eben möglich, Vorsicht jedoch, wenn nötig. Manchmal ist die Aussage „Ich weiß es nicht“, „Ich kann dazu im Moment nichts sagen“ oder „Gib mir etwas Zeit, bevor ich das zusage“ die bessere Wahl. 

So klar, so einfach. Oder doch nicht? Die schlechte Nachricht ist, dass dies nur die Mindestanforderungen bzw. Grundbedingungen sind. Keinen Schaden zu verursachen, heißt noch nicht, dass andere Menschen sich bereitwillig auf uns einlassen, das Gespräch mit uns suchen und gern mit uns zusammenarbeiten wollen. Erschwerend kommt hinzu, dass die oben genannten Punkte sich nur über längere Zeit zeigen, ich muss mir also einen umfangreichen „Track Record“ erarbeiten. Was aber, wenn ich schnell glaubwürdig sein will oder muss?

Lasst uns vier Schritte anschauen: 

Als erster, aber doch unzureichender Schritt gibt es Nachweise in Form von Diplomen, Zertifikaten und Gütesiegeln. Kaum eine Arztpraxis, Metzgerei, Winzerin oder Website kommt ohne diese echten oder vermeintlichen Qualitäts- oder Kompetenzbelege aus. Indirekt gehören auch die erreichten höheren Hierarchie-Ränge („Schulterklappen“) hierzu. 

Zweitens helfen Beziehungen im Sinne von Empfehlungen. Dem Freund eines Freundes vertrauen wir eher als einem komplett Fremden. Die positive Aussage eines gemeinsamen, geschätzten Bekannten kann mir die Tür öffnen, die mir bislang verschlossen blieb – aber dann bin ich selbst dran und es ist meine Herausforderung, zu überzeugen. 

Spätestens an diesem Punkt muss es gelingen, in echte Verbindung zu kommen, indem schnell die wesentlichen Punkte verstanden werden – oft sind dies Absichten, Sorgen und relevante Umstände. Menschen wollen gesehen und gehört werden, und sie wollen verstanden werden in dem, was ihnen wichtig ist. Wer uns in unserer Einzigartigkeit versteht, dem vertrauen wir uns tendenziell an, gerade weil uns manch‘ anderer beraten oder gar verändern will. Der Arzt, der geduldig fragt und wirklich zuhört, ist derjenige, der uns später operieren darf. 

Deshalb ist es diese besondere Art von Empathie, die den Unterschied macht und die schließlich zur Verbundenheit und Glaubwürdigkeit führt. Die sich nicht auf emotionales Einfühlen beschränkt, sondern die Kraft und Mühe aufbringt, wirklich kennenzulernen und anzuerkennen, was für mein Gegenüber wichtig ist.

Der letzte, stärkste Schritt ist entschlossenes Handeln und Umsetzen. Gespräche bringen uns näher zusammen oder weiter auseinander. In aller Regel sollen sie einen Mehrwert erzeugen, und die folgende tatsächliche Aktion gibt Auskunft über die Qualität dieser Gespräche. 
Kein „nett, dass wir drüber gesprochen haben“, sondern als Ergebnis gegenseitiges Verständnis, gemeinsame Ausrichtung und verbindliche Vereinbarungen, die in Taten münden, schaffen uns nachhaltige Glaubwürdigkeit bei den Menschen in unserem Umfeld. 

Zu dieser gehört dann auch, dass wir Konfliktpunkte ansprechen und nicht umschiffen, dass wir Minderleistung oder gebrochene Vereinbarungen adressieren und nicht ignorieren, dass wir selbst in die Verantwortung gehen und andere für ihre Seite verantwortlich halten. 

Das, und nur das zusammen, ist wirklich glaubwürdiges Führungsverhalten!

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