Starke Marke Mitarbeiter

Juli 7, 2019 SGuenther No comments exist

Eine Buchvorstellung  meines Freundes Christopher Spall – „Personal Branding – Was Menschen zu starken Marken macht“.
Und die Frage: Muss, soll, darf ein Mensch eine „Marke“ sein? Authentisch, so wie man wirklich ist, mit Ecken und Kanten, echten Eigenschaften, unverwechselbar? Geht das nur als Selbstständiger, als Künstler, als Freiberufler…., oder darf sich das auch ein „normaler“ Angestellter leisten?

Skepsis im Raum bei der Diskussion. Suchen Chefs nicht meist die einfach handhabbare Ressource Mensch? Den, der sich anpasst, der so ist, wie man ihn gerade braucht, nicht so, wie er „wirklich ist“. Neigt der übliche Vorgesetzte nicht zu dem, der weder querdenkt noch quer geht? Sind nicht viele Organisationen und ihre Sanktionsmechanismen darauf ausgerichtet, Anders-Sein zu unterdrücken, Individualität zu glätten, Ecken und Kanten rund zu schleifen?

Ich erinnere mich an meine Zeit als Führungskraft in einer großen Bank, als einer von mehreren Bewertern für die Trainee-Auswahl. War es dort nicht so, dass der sympathisch glatte, aufgeschlossen-kommunikative, stromlinienförmige Muster-Kandidat die besten Chancen hatte, einfach weil er dem „Anforderungsprofil“ möglichst perfekt entsprach? Die Ausbeute des Tages: Vier neue Trainees, alle ganz ähnlich, die ideal dem gesuchten Profil entsprachen.
Mein fader Beigeschmack: Sind dies die Menschen, die uns künftig am besten voran bringen? Oder anders: Würden meine aktuell wertvollsten Mitarbeiter in diesem Auswahlverfahren eine Chance haben?

Wenn zwei immer das gleiche denken, ist einer von ihnen überflüssig. Es ist unsere Verschiedenheit hinsichtlich Denken, Arbeiten, Fühlen, Erfahrungen usw., die uns stark macht. Stärke durch Vielfalt. Eine bunte Wiese ist gesünder als ein Golf-Rasen, ein Mischwald robuster als ein reiner Fichtenwald. Menschen, die die Antworten auf die Fragen von morgen finden sollen, sind andere als die, die sich an Vergangenheit und Gegenwart optimal angepasst haben.

Aber suchen und bilden wir unsere Führungskräfte ausreichend danach aus, gut mit Unterschiedlichkeit umzugehen? Diese wertzuschätzen, zu nutzen, ja, erst einmal auch auszuhalten?
Nur ein starker Führungsmensch akzeptiert oder sucht sogar den Mitarbeiter, der ganz anders ist als er selbst. Der schwache Vorgesetzte hingegen sucht ein Abbild seiner selbst, nur eben etwas kleiner.

Wollen wir uns vornehmen, mutig die Einzigartigkeit jedes Mitarbeiters zu schätzen und ihn darin zu unterstützen, zur besten Version seiner selbst zu werden, zu einer wahrhaft starken Persönlichkeits-Marke?!
Und vielleicht nehmen wir uns auch vor, nicht die Menschen an unsere Organisationen anzupassen, sondern die Bedingungen dahin zu verändern, dass diese Menschen optimal, sicher, selbstständig und von Vertrauen gestützt arbeiten können.

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