Der archimedische Hebel der Führungskraft

Oktober 31, 2021 SGuenther No comments exist

Mehr denn je geht es heute darum, mit begrenzten Ressourcen in immer kürzerer Zeit gesetzte Ziele zu erreichen. Frühere Projektergebnisse, kürzere Produktzyklen und Time to Market, schnellere Abwicklung von Aufträgen und Problemlösungen quasi im Handumdrehen.

Die Frage, die selten diskutiert wird und die diejenigen, die die Ziele setzen, selten adressieren, ist die, wie dies geschafft werden soll. Wie also dieses Hamsterrad managen?
Gerade diejenigen, die in dieser permanenten Mühle „überhaupt keine Zeit“ haben, sollten sich die Zeit nehmen, in den Lösungsweg zu investieren. Vielleicht am besten sogar gemeinsam mit ihren Mitarbeitern.  

Die Lösung kann nicht in einer schlechteren Produkt- oder Servicequalität liegen. 
Damit scheinen aber alle Dimensionen des sog. „Magischen Dreiecks“ unantastbar – Zeit ist knapp und wird knapper, Scope (Umfang und Qualität) sind vorgegeben, Ressourcen sind streng limitiert, manchmal schrumpfend. 

Dennoch,  der Lösungsweg liegt im Grunde nahe. Und zwar deshalb, weil er sich dort auftut, wo Führungskräfte und Fachkräfte mit Schlüsselqualifikationen einen Großteil ihrer Zeit verbringen: in ihren Interaktionen. Anders gesagt: Der Schlüssel liegt in der Qualität ihrer Kommunikation. Wie wir miteinander reden bestimmt, was wir miteinander erreichen. – Dies ist der archimedische Hebel der Führungskraft!

Selbst wenn ich meine Studenten frage, wie viel Prozent ihrer Arbeitszeit sie mit Kommunikation verbringen – Meetings, Telefonate, eMail, 1:1-Gespräche etc. – bekomme ich Antworten, die oberhalb von 75% liegen. Dies sind junge Menschen um die 20 Jahre, die ein duales Studium machen und teils in ihrem Unternehmen arbeiten, teils an der Hochschule sind. 
Umso mehr gilt dies für Führungskräfte mit ihrer großen Aufgabenvielfalt und ihrer Verantwortung für Mitarbeiter. 

Der Schlüssel zu mehr Ergebnissen bei weniger Einsatz von Zeit, Ressourcen und auch Nerven, ist die Qualität unserer Gespräche, die wir die meiste Zeit des Tages führen. Wenn es hierdurch gelingt, einen Großteil der Unklarheiten, Frustrationen, destruktiven Emotionen, Verzögerungen, Missverständnisse und Entfremdungen zu eliminieren, setzt dies enorme Ressourcen und Energien frei.

Hierzu drei einfache Check-Punkte zu Ihrer täglichen Verwendung:

  • Argumentieren Sie faktenbasiert und für etwas. Suchen Sie „common ground“! Seien Sie vorsichtig mit Urteilen und Vor-Urteilen, auch wenn sie nur in Ihrem Kopf sind. Beginnen Sie Ihre Aussagen nicht mit Meinungen oder persönlichen Sichtweisen, sondern bauen Sie zunächst ein Fundament aus gemeinsam relevanten Fakten. Interessieren Sie sich ehrlich für die Prioritäten Ihres Gegenübers und loten Sie aus, wo sich Ihre jeweiligen Interessen und Absichten verbinden lassen. Dagegen sein ist meist einfach. – WoFÜR sind Sie gemeinsam?
  • Zuhören ist mehr Haltung als Handlung. Zurückhaltung und neugierige Offenheit sind schnell behauptet, aber angesichts von Differenzen umso schwerer durchzuhalten. Seien Sie dankbar für Aufrichtigkeit, kommen Sie mit Neugier, Akzeptanz und synergetischen Lösungen. Unsere Unterschiedlichkeit macht uns klüger und wir sollten sie nicht verdrängen. Sie sollte eine Quelle von kommunikativem Wert sein, nicht von destruktiven Konflikten: Nicht Sie gegen Ihren Gesprächspartner, sondern Sie beide gemeinsam gegen das Problem! Seien Sie daher vorsichtig mit Widerspruch, Verteidigung und Überzeugen-Wollen.
  • Kommunikation ist nicht neutral. Sie bringt uns näher zum Ziel, oder weiter weg davon. Ebenso bringt sie uns näher zueinander oder entfernt uns voneinander. Fragen Sie sich kritisch am Ende einer jeden Interaktion: War es gut zu sprechen? Was ist dadurch besser geworden? Was ist zwischen uns entstanden oder verstärkt worden? Wird der Gesprächspartner beim nächsten Mal wieder von sich aus das Gespräch mit mir wählen oder lieber einen anderen Weg?

Das Gute ist, Gesprächsqualität lässt sich üben wie eine Fremdsprache, ein Musikinstrument oder Auto fahren. Ob dies erfolgreich gelingt, hängt auch hier vom bewussten Wollen und disziplinierten Dranbleiben ab. – Der Ertrag ist groß!

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