In den meisten Organisationen, die ich beobachte, gibt es einen merkwürdigen Wettbewerb darüber, wer die beste Anfangsidee hat. Was heißt das?
Man geht in ein Meeting, um eine Lösung zu suchen oder eine Entscheidung zu treffen. Also fangen die Teilnehmer an, Vorschläge zu machen. Und was passiert dann? Die Vorschläge werden angegriffen und sie werden verteidigt. Man wehrt sich gegen alles das, was die eigene Idee, die eigenen Gedanken, den eigenen Vorschlag nicht unterstützt.
Schon das Wort „Gegen“-Vorschlag drückt aus, dass hier sofort eine Konkurrenz vorliegt, ein Wettbewerb stattfindet, ein Kampf ausbricht.
Üblicherweise kommt ein „Gegen“argument oder ein zweiter Vorschlag so daher, dass der erste Aufschlag widerlegt, herabgesetzt, diskreditiert oder karikiert wird. Dies verfestigt bedauerlicherweise eine Kultur des „aber“ anstatt des „und“. Und es macht gemeinsames Lernen und die Integration weiterer Ideen sehr schwer.
Häufig erlebe ich es hingegen im privaten Bereich anders, wenn eine Person einen Vorschlag macht oder eine Vorstellung äußert. Dann kommen Ideen dazu, die sich ergänzen, man baut aufeinander auf. Schon ergeben sich neue Einsichten, Ideen und Möglichkeiten („Ja, wenn wir das machen, können wir an der Stelle dann doch auch….und dann…“), und so nimmt etwas Neues, Rundes, Besseres Gestalt an. Etwas, das am Ende alle unterstützen wollen und das besser ist als das, was jeder Einzelne zu Beginn im Kopf hatte.
Leider gelingt dies im beruflichen Kontext nach meinem Eindruck weniger. Ob es am Wettbewerb untereinander liegt? An der gefühlten Notwendigkeit, schlau wirken zu müssen, gleich die „richtige“ Lösung parat zu haben? An der Sprache voller „aber“ und „nein“, verbunden mit gerunzelten Stirnen?
Eigentlich schade, denn durch das Zusammenwirken mehrerer kluger Köpfe kann in der Regel erst das beste Ergebnis entstehen. „All of us are smarter than any of us“ habe ich bei Conversant in den USA gelernt. Voneinander und miteinander lernen ist eine großartige Chance!
Hinzu kommt die viel größere Entschlossenheit, wenn alle aktiv beteiligt waren, sich einbringen konnten und sich dadurch im Endergebnis berücksichtigt finden.
Die zwei zentralen Regeln, auf deren Einhaltung vor allem Führungsmenschen in Meetings achten sollen, sind ganz einfach (aber nicht leicht):
- Es geht nicht darum, wer zu Beginn die beste Idee hat. Es geht darum, dass wir am Ende gemeinsam die beste Lösung haben!
- Identifizieren Sie sich nicht mit ihrem Vorschlag, sondern sehen Sie ihn als einen Baustein, einen Teil-Beitrag zum Erfolg.
- Denken und sagen Sie „und“ statt „aber“.