„Wenn man um Menschen Zäune zieht, erhält man Schafe.“
Ein plakativer Spruch, dessen Wahrheitsgehalt ich in Unternehmen immer wieder beobachten kann.
Wer echtes Mitgestalten unterbindet, der entmutigt auch das Mitdenken. Wer den Menschen in seiner Organisation durch Überregulierung und Verbote sein konstantes Misstrauen ausdrückt, der wird keine verantwortungsvollen Mitarbeiter bekommen. Wer seinen Leuten kein vernünftiges Verhalten zutraut, inklusive gelegentlicher Fehler, der wird bei Entscheidungsvermeidung und in Erstarrung enden.
„Ab hüfthohem Wasser ist mit Schwimmbewegungen zu beginnen“. Ich weiß nicht, ob dies so oder ähnlich tatsächlich in den Arbeitsanweisungen der Bundeswehr stand (oder sogar immer noch steht), aber es drückt sehr schön aus was gemeint ist. Und dann bekomme ich eine Organisation, die in warmen Wintersachen aufläuft, weil noch „Winter befohlen“ ist, weil eben noch nicht April ist – auch wenn es schon über 20 Grad warm ist.
– Erkennen Sie hier Ähnlichkeit mit Ihrem oder Ihnen bekannten Unternehmen?
Gehorsam und echtes Engagement sind zwei sehr verschiedene Dinge.
Ob ich tatsächlich Menschen will und keine Schafe, zeigt sich vor allem in Sturmzeiten. Vielleicht will ich schon gern die kreativen, gewinnbringenden Ideen meiner Mitarbeiter. Aber beziehe ich sie auch ein, wenn es „rumpelt“? Bei schwierigen Entscheidungen, Reorganisationen, Kostenoffensiven, Abbaumaßnahmen?
Ich durfte einmal in einem Unternehmen arbeiten, in dem während einer „Personalkosten-Offensive“ viele Mitarbeiter vor dem Jobverlust gerettet wurden. Der Grund: Viele andere hatten sich bereit erklärt, ihre Arbeitszeit auf z. B. 90, 85 oder 80% zu verringern. Sie verdienten immer noch gut, bekamen vielfach eine bessere Work Life-Balance, verzichteten auf Einkommen – und retteten damit manche Kollegen. Unnütz zu sagen, dass der Zusammenhalt, das Wir-Gefühl und die Motivation davon außerordentlich profitierten.
Die Idee kam von den Mitarbeitern selber. Eine Idee, die nicht von „Schafen“ hätte kommen können.
Wie wahr!
Manchmal liegt das Zäuneziehen in der „unbewussten Natur“ der UnternehmerInnen bzw. Führungskräfte.
„Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!“
Das Bewusstsein zu schärfen, welche ureigenen innere Haltungen dazu führen, brächte das Unternehmen voran.
„Die Hoffnung stirbt zu letzt!“ lässt mich zuversichtlich in die Zukunft im Hinblick auf das Empowerment und das Mitgestalten der Belegschaften blicken.
Manuela Schmid von What about Coaching